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Wertschöpfungskette Bau sichern

Öffentliche Auftraggeber in der Pflicht: Wertschöpfungskette Bau als stabiler Konjunkturmotor

Ingenieurkammer Bremen und Architektenkammer Bremen betonen die Bedeutung einer leistungsfähigen Planungs- und Baubranche für die Fortführung systemrelevanter Vorhaben in Stadtentwicklung, Verkehrswesen und Wohnungsbau.

Die Angehörigen der Freien Berufe erbringen komplexe Dienstleistungen, die in der Regel über einen Zeitraum von mehreren Monaten bis Jahren erbracht werden. Eine Honorarrechnung wird erst gestellt, wenn das vereinbarte Werk zum Abschluss gekommen ist oder aber bestimmte Meilensteine erreicht wurden. Die Angehörigen der planenden Berufe in Architektur und Bauwesen gehen gegenüber ihren Auftraggebern regelmäßig in Vorleistung. Daraus ergibt sich eine fatale Situation, wenn Aufträge, die heute verzögert oder gar storniert werden, erst in einigen Monate zum Liquiditätsengpass führen. Diese zeitversetzte Finanzierungslücke wird durch die aktuellen Hilfsprogramme des Bundes und der Länder nicht aufgefangen. Umso wichtiger ist es, dass private wie gerade auch öffentliche Auftraggeber die derzeit angestoßenen Projekte im Rahmen der Möglichkeiten weiter vorantreiben.

Förderprogramme an Planungsbranche anpassen

„Die derzeitigen Förderprogramme passen nicht für alle betroffenen Branchen“, kommentiert Oliver Platz, Präsident der Architektenkammer Bremen, die aktuelle Situation. „Es wird darauf ankommen, die Auszahlungen an die Berechtigten möglichst gerecht, schnell und unbürokratisch auf den Weg zu bringen. Aber: Auch für Freiberufler und Unternehmen, die erst zeitverzögert in Turbulenzen geraten, müssen passende Hilfsprogramme und Förderbedingungen schon heute angedacht werden.“

„Die öffentliche Hand steht bei der Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen besonders in der Verantwortung“, ergänzt Torsten Sasse, Präsident der Ingenieurkammer Bremen, mit Verweis auf den BMI-Erlass vom 23.3.2020. „Dass Mittel zur Verfügung stehen, reicht an dieser Stelle nicht. Es muss durch geeignete organisatorische Maßnahmen sichergestellt werden, dass ausstehende Rechnungen unverzüglich geprüft und beglichen werden und so die Liquidität unserer Büros gesichert wird“.

Vergabeverfahren flexibler gestalten

Einerseits sind Schutzschirme aufzuspannen, andererseits aber auch Vorkehrungen zu treffen, damit möglichst wenige auf diese Schutzschirme angewiesen sind. Schlanke und pragmatische Vergabeverfahren für kleinere Bauvorhaben, die nicht-EU-weit ausgeschrieben werden müssen, sind jetzt gefragter denn je. Zeitlich begrenzt können sie die jetzt noch nicht akut betroffenen Branchen dabei unterstützen, die Krise aus eigener Kraft zu meistern. Dazu Kammerpräsident Torsten Sasse: „Wir regen an, dass Planungsaufträge mit einem Auftragswert von bis zu 100.000 €, deren Vergütung im Wesentlichen nach der HOAI bestimmt werden kann, direkt und auch ohne Vergleichsangebote vergeben werden können. Dies entlastet sowohl die Vergabestellen als auch die Auftragnehmer und kann so ein wichtiger Baustein für den Fortbestand unserer Architektur- und Ingenieurbüros sein“.

Verlust von Leistungsträger ist unersetzlich

Es besteht ein hohes Risiko, durch Verschiebung oder gar Auftragsstopp unwiederbringliche Lücken in die zumeist kleinteilige Struktur der Architektur- und Ingenieurbüros zu reißen. Bereits heute bedroht der Fachkräftemangel die Durchführung dringend notwendiger Baumaßnahmen, wenn Aufträge aufgrund von nicht besetzten Stellen in den Planungsabteilungen zurückgehalten werden müssen. Eine Ausdünnung der Auftragslage wird die negativen Folgen für die Verkehrsinfrastruktur, für Schulbau und Wohnungsbau verstärken.

Gesundheitsschutz auf Baustellen muss gewährleistet sein

Sicherheit und Gesundheitsschutz auf Baustellen müssen selbstverständlich gewährleistet sein, hierzu wurden bereits für die aktuelle Situation konkrete Handlungsempfehlungen erarbeitet. Soweit diese Rahmenbedingungen eingehalten werden, ist der Gesellschaft am besten gedient, wenn aktuelle Planungs- und Baumaßnahmen weitergeführt werden und die Leistungsträger*innen auch nach der Corona-Krise noch ihren Beitrag für eine lebenswerte Zukunft leisten können.

Ansprechpartner

Ansprechpartner/in

Kristin Kerstein M.A.
Referentin Fort- und Weiterbildung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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